„Mit mir stimmt etwas nicht – Nichts gelingt mir – Mein Leben hat keinen Sinn - Wozu noch das Ganze?“
Gehen Ihnen auch solche Gedanken durch den Kopf? Erscheint Ihnen alles aussichtslos, weil sich Ihre Erschöpfung und Niedergeschlagenheit nicht mehr ändert und Sie keine Hoffnung auf Besserung haben?
Depression macht gefühllos, hoffnungslos, schlaflos, antriebslos und hilflos und zählt zu den leidvollsten Erkrankungen, denen ein Mensch ausgesetzt sein kann. Laut Berechnungen der WHO gehören weltweit von allen körperlichen und psychischen Krankheiten Depressionen zu den zehn Erkrankungen, die am stärksten die Lebensqualität beeinträchtigen.
Eine Depression kann sowohl schleichend als auch plötzlich beginnen. Von einem auf den anderen Moment ändert sich die Stimmung, als sei ein biologischer Schalter im Kopf umgelegt. Doch diese plötzliche Veränderung kann sich über einen Zeitraum von Monaten oder sogar Jahren unbemerkt entwickelt haben, auf eine für den Betroffenen kaum nachvollziehbaren Weise.
Die unterschiedlichen Beschwerden, die sich einstellen und oft auch wieder von alleine abklingen, werden nicht als zusammenhängendes Phänomen wahrgenommen. Vielmehr herrscht häufig das Gefühl einer grundlosen Trauer vor. Manche Depressionen sind auch als Reaktion auf belastende Lebensereignisse zu verstehen, wie zum Beispiel andauernde schwierige Situationen oder ungeklärte Konflikte.
Typische Symptomatik: Im körperlichen Bereich kommt es häufig zu Schmerzzuständen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und einer allgemeinen Kraft- und Antriebslosigkeit sowie zu einer verminderten Libido. Nicht selten besteht eine Neigung zu übermäßiger Reizbarkeit bis hin zur Aggressivität. Selbst Kleinigkeiten können unangemessene Reaktionen und tiefe Niedergeschlagenheit auslösen. Die deprimierte Stimmung äußert sich in einem niedergedrückten Lebensgefühl. Der Betroffene fühlt sich schlecht, obwohl die äußeren Lebensumstände vielleicht gar keinen Anlass dazu geben.
Zu der depressiven Symptomatik zählt ebenso die Freud- und Interesselosigkeit sowie die Gefühllosigkeit. Es bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, sich freuen und begeistern zu können, Interesse zu haben und sich dem Leben positiv verbunden zu fühlen. Das einstmals lustvolle, liebevolle und freudig-aktive Verhältnis zu Familie, Hobby, Beruf kann zu einer quälenden Belastung werden. Selbst die enge Beziehung einer Mutter zu ihrem Kind bleibt davon manchmal nicht verschont. In schweren Fällen kann sich sogar eine völlige Gefühllosigkeit einstellen. Auch Angst und Panikzustände, Schwindel sowie Hoffnungslosigkeit und ein gestörtes Selbstwertgefühl zählt zu dem breiten Spektrum der depressiven Symptomatik.
Wie wird eine Depression am besten behandelt?
Die Behandlung einer Depression beruht im Prinzip auf zwei Säulen: die biologisch begründeten Verfahren, unter denen die medikamentöse Behandlung, vor allem mit Antidepressiva, die wichtigste Therapiesäule darstellt, und die psychologisch begründeten Verfahren, unter denen die psychotherapeutischen Methoden am bedeutsamsten sind. Von Fall zu Fall muss entschieden werden, welche Ansätze für den Patienten am erfolgversprechendsten sind. Viele Studien kommen zu dem Schluss, dass besonders bei schwereren Depressionsverläufen eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie die höchste Erfolgsquote zu verzeichnen hat.
Die Hürde, sich geeignete, professionelle Hilfe zu holen, fällt den allermeisten Betroffenen sehr schwer. Ihr geht oftmals eine lange Phase des Haderns voraus. Unsicherheit und Hilflosigkeit dominieren auch jetzt fast das gesamte Denken des Patienten. Die Angst vor einer Stigmatisierung für »verrückt« erklärt zu werden lähmt oft noch zusätzlich. Einige Menschen setzen sich mit der Angst auseinander, vielleicht doch nicht »schwer genug« krank zu sein, um professionelle Hilfe aufzusuchen.
Sehr viele Depressive beschreiben die Selbsthilfe als zentrale Kraft im Prozess der Bewältigung einer Depression. Zu Beginn der Erkrankung können Verzweiflung und Erschöpfung so massiv sein, dass die Kraft zu kämpfen und Lösungen zu finden, kaum aufgebracht werden kann. Aber der Zeitpunkt dafür wird kommen. Das Auftauchen aus der Krise ist ein langwieriger Prozess, ein Zusammenspiel vieler Faktoren, die ihn begünstigen oder behindern. Eine vertrauensvolle Therapeut-Patienten-Beziehung und gegebenenfalls Medikamente sind dabei die allerersten, wichtigen »Krücken« auf dem Weg zur Besserung.
(Schattendasein- das unverstandene Leiden Depression, 2007)
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